Vielleicht weiß es nicht jeder, aber als die schwedische Gruppe ihren Namen ABBA erfand, hat sie zuerst beim Konservenhersteller Abba nachgefragt, ob sie es auch dürfen. Abba ist wohl die bekannteste Fischkonservenmarke in Schweden. Wer hat keine Produkte von Abba im Kühlschrank? Aber anscheinend ist die Firma nicht damit zufrieden, dass ihre Heringskonserve alltagstauglich sind. Jetzt macht sie auf vornehm. Als ich auf der Suche nach Topinamburrezepten war, fand ich eine Seite mit „Drei himmlischen Rezepten von Abba“, die ich sofort ausdruckte. Beim näheren Ansehen entschied ich mich aber dafür, sie abzuwandeln. Wer wirklich himmlisch à la Abba kochen will, soll die Originalrezepte nachkochen.
Pochierter Hering, Austern, Petersilienwurzel, Kavringbrot
Zuerst war der Plan, nur die Austern auszuschließen. Falls ich mal Austern zu Hause auftischen möchte, dann nicht mit Salzheringen zusammen. Für das Rezept werden ganz kleine fertig gewässerte Heringe (wahrscheinlich ein neues Produkt) empfohlen. Ich habe normale Matjesfilets gekauft. Sie sollen streng genommen auch nicht „pochiert“ werden, nur kurz im Ofen aufgewärmt werden. Statt Petersilienwurzel gab es im Laden diesmal nur Pastinaken. Diese werden bei 160° im Ofen mit Zitronenzesten, Öl, Salz und Pfeffer gegart und halbiert mit den Heringsfilets serviert. Dazu empfiehlt Abba sowohl Beurre Blanc, als auch Dillöl (Öl und Dill auf etwa 70° erhitzen, mixen, abseihen – zum Mixen sollte man ein besseres Gerät haben als ich, daher ich mir das Mixen erspart). Die Buttersauce habe ich auch gestrichen. Und Kavringbrot als getrocknete Krümel hatte ich keins, aber Knäckebrot passt ja immer zum Hering. Zum Ausgleich für die ganzen gestrichenen Sachen gab es Erdäpfelkäs und geröstete Kürbiskerne. Cross-over?!
Fazit: Kalt eingelegter Hering in einer cremigen Sauce ist besser als warmer Hering auf Wurzelgemüse. Ob die Austern mit Buttersauce da einen Unterschied gemachte hätten, wage ich zu bezweifeln.
Frittierte Muscheln, Topinambur, Kresse, Himbeeren
Dieses Rezept habe ich viel weniger abgewandelt als das Rezept oben, und mir mit den Himbeeren die größte Mühe gemacht.
Zum frittieren brauch man Miesmuscheln, schon küchenfertig, und in Mehl, Eier und Panko gewälzt. Statt Pankomehl habe ich Toastbrot getrocknet und klein gemixt. Ehrlich gesagt, frittierte Miesmuscheln waren kein Hit! Dazu Topinamburcreme. Das ist aber keine schlechte Idee statt Mayonnaise. Topinambur in Sahne kochen, mixen und passieren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Dazu noch ein paar halbierte Topinamburstückte im Ofen gebacken. Bloß deswegen habe ich den Ofen nicht heiß gemacht, sondern sie auch frittiert. Das war völlig OK.
Zu den Himbeeren: Ich habe etwa 1/4 vom Satz gemacht:
1 Satz: 375 g Himbeeren (Minus 15 Stück als Deko), 75 g Zucker, 1 Blatt Gelatine
Himbeeren mit Zucker aufkochen, mixen, passieren und mit der eingeweichten Gelatine verrühren. Dann dünn auf Backpapier im Ofen bei 80° trocknen. Nach Angaben 3 Stunden, bei mir länger, trocknen. Dann mixen und vor dem Servieren sieben. Leider neigt dieser Himbeerpulver dazu, wieder klebrig zu werden… Ich musste ihn wieder kurz trocknen, mixen und sieben.
Normale Kresse statt Atsinakresse (kenne ich nicht).
Fazit: Die Topinamburcreme und die Himbeeren waren gut. Die Miesmuscheln leider weniger.
Karamellisierter Hering, Mark, Kaviar, Blumenkohl, Eiercreme
Da habe ich großzügig gemogelt. Der Hering sollte wieder von der kleinen Sorte sein. Hier: Wieder Matjesfilets. Aber ich habe sie nach Anleitung einige Stunden ohne Folie im Kühlschrank ruhen lassen, damit sie austrocknen (?). Zum Schluss streut man Zucker darüber und karamellisiert sie direkt auf dem Teller mit einem Flambiergerät. Das war OK. Mark habe ich aus Beinscheiben herausgedrückt, aber nicht so viel, dass es für extra Markstücke, im Salamander erhitzt, gereicht hat. Hier gab es nur die Eiercreme mit Mark (geschmolzen und gesiebt), aber ob das viel gebracht hat, weiß ich nicht. Mark hat im Vergleich zum Salzhering keinen besonders ausgeprägten Geschmack. Die Eiercreme – bei mir weniger als im Rezept steht:
2 Eier 64° oder 3 Minuten gekocht
400 g Knochenmark, geschmolzen
Zitrone, Salz und Pfeffer
Neulich habe ich wirklich diese berühmten 64°-Eier gemacht, weil ich den Einkochautomaten gerade benutzt hatte. Das hat hervorragend geklappt. Mein Automat hat sich zwischen 63° und 65° eingependelt. Die Hauptsache ist, dass man unter 68° bleibt. 45 – 60 Minuten. Das Eigelb wird cremig und das Eiweiß bleibt ziemlich schlabberig. Die Sternenköche stehen darauf, aber es ist halt ein Aufwand, wenn man einen Einkochautomaten für ein paar Eier aus dem Keller holen und zur Hälfte füllen muss. Mit einem Sous-Vide-Stab geht es vielleicht einfacher, aber ich habe keinen. Die Konsistenz ist interessant, aber der Geschmack wie immer. Diese Luxuseier werden natürlich auch im Sternenrestaurant im Voraus vorbereitet und sind demnach kalt. Deshalb werden sie meistens auf einer interessanten heißen Creme (Maronen-, Pilz-, oder sonst was) serviert.
Für das Heringsgericht war mir der Aufwand auch zu groß. Ich habe die Eier 3 Minuten gekocht. Dann soll man das gesiebte, flüssige und daher erwärmte (!) Mark hineintröpfeln und eine Art Mayonnaise schlagen. Das Problem ist, die richtige Temperatur hinzubekommen, damit eine Emulsion entsteht. Weil es nicht so richtig geklappt hat, habe ich die Eiercreme extra serviert. Der Markgeschmack kam nicht besonders deutlich hervor.
Dazu soll man Blumenkohl klein wie Couscous zerhacken und bei 180° im Ofen rösten und außerdem das Gericht mit Blumenkohlröschen und Knoblauchkresse servieren. Das mit dem Rösten von Blumenkohl habe ich schon mal ausprobiert und das ist auch sehr schön, aber ich hatte für ein anderes Gericht Rosenkohl gekauft, und so viel Kohl können wir gar nicht aufessen. Also gab es dazu nur Paprika und Gurke. Und normale Kresse.
Fazit: Wer Hering karamellisieren möchte, soll es gerne tun, aber sich vielleicht die Arbeit mit dem Mark und der Eiercreme sparen und dafür eine andre Creme servieren, vielleicht die Topinamburcreme aus dem anderen Rezept. Doch gerösteter Blumenkohl dazu ist wahrscheinlich nicht schlecht.
Hinweis: Diese Rezepte lege ich nicht im Kochbuch ab.